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Ägyptische Woche in Binz

Auf den Spuren der Pharaonen wandelten in der zweiten Märzwoche die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse der Regionalen Schule Binz im Rahmen unserer Projektwoche. Da wurde nicht nur gemalt und gebastelt, gekocht und gebaut, auch als Designer antiken Schmuckes konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versuchen.

So wurde bei Mathematiklehrerin Grit Gums gefaltet, gelackt und gesteckt. Von der reich mit Ornamenten verzierten, ägyptischen Halskette bis zum goldenen Ohrstecker entstand im Kunstraum so manches Kleinod. „Ungefähr zehn Minuten braucht man für einen Ohrring“, berichten Paula und Mathilda aus der 6b. Viel Fingerspitzengefühl, vor allem aber Geduld benötige man für die Herstellung eines solchen Steckers, wissen die beiden nach gut zwei Tagen Projektarbeit. Verkauft werden soll der Schmuck jedoch nicht: „Den nehmen wir mit nach Hause“, sagt Mathilda. Und Paula fügt hinzu, das Designen von Modeschmuck mache ihr nicht nur sehr viel Spaß, „Das könnte ich mir später auch als Beruf vorstellen.“ Doch nicht nur Kleinformatiges entstand bei Frau Gums, auch angehende Baumeister konnten sich ausprobieren. Wie einst vor tausenden Jahren am Nil, erstanden die Pyramiden in den Händen der Schüler. Wenn auch etwas kleiner als die Originale – nämlich aus Zuckerwürfeln und Knetmasse.

Ähnlich handwerklich ging es bei Frau Hacker zu. Dort stand die Projektarbeit ganz im Zeichen der Pharaonen. Änni und Lilli aus der 6a versuchten sich als Gestalterinnen von antiken Totenmasken. „Um eine herzustellen, cremt man sich zuerst das Gesicht mit Vaseline ein und legt feuchte Gipsbandagen auf die Haut“, erzählt Änni. Und Lilli fügt hinzu, dass die Nase unbedingt freibleiben müsse. „Denn atmen können muss man schon noch darunter, wir sind ja schließlich noch nicht tot.“ Später aufgeklebt auf Pappe, wird die Gipsmaske noch mit allerhand Farben und Mustern verziert. Einfach pyramidal!

Mit dem Leben der ägyptischen Könige beschäftigte sich Karla aus der 6b. „Am meisten hat mich Nofretete beeindruckt, weil sie nicht nur sehr mächtig, sondern auch sehr hübsch gewesen war“, erzählt die junge Nachwuchsägyptologin.

Da der Tod in der Kultur des alten nordafrikanischen Staates eine wichtige Rolle gespielt hatte, informierten sich Maximilian und Kevin (6b) eingehend über die Techniken des Mumifizierens. Maximilian berichtet gestenreich: „Zuerst zog man das Gehirn heraus.“ „Durch die Nase! Mit einem Bronzehaken!“, fügt Kevin hinzu. „Ein säurehaltiger Saft wurde dann in den Kopf gespritzt, um die Reste des Gehirns heraus zu ätzen. Anschließend wurde der Bauch aufgeschnitten, alle Organe entfernt und in Totengefäßen, sogenannten Kanopen, aufbewahrt. Das Herz blieb aber im Körper, denn das brauchte man ja, um im Jenseits weiterleben zu können. Nach einer Lagerung in Salz bekam der tote Körper eine Ölmassage, um wieder geschmeidig werden zu können. Schließlich wurde noch der Magen gefüllt, das Gesicht geschminkt, der Tote mit Bandagen eingewickelt, bekam die Totenmaske aufgesetzt und dann ab in den Sarkophag!“, informiert verschmitzt grinsend Maximilian. Und Kevin ergänzt: „In die Grabkammer gab man zum Schluss noch neben Waffen, Schmuck und ganzen Schiffen auch Lebensmittel, damit die Mumie im Leben nach dem Tod nicht zu hungern brauchte.“

Doch auch im Diesseits brauchte niemand Hunger zu leiden: Während in den Klassenräumen tatkräftig gewerkelt wird, ziehen aus der Schulküche im Erdgeschoss verführerische Düfte durch das Treppenhaus und locken selbst Schulsozialarbeiterin Petra Bormann aus ihrem Büro heraus, um bei Celine, Vivien und den anderen Köchinnen und Köchen aus Herrn Pätz‘ Projektgruppe in die dampfenden Töpfe zu lugen. Neben zahlreichen Gerichten ist hier unten auch ein Kochbuch entstanden: Schnell ägyptisch heißt es und enthält eine Rezepte aus dem Reich der Pharaonen. Al Metloh etwa, ein Griesbrot, zu dem ein Joghurt-Minz-Dip gereicht wird. Als Hauptgang empfehlen die Küchenchefs ein Couscous-Gemüse-Curry. Für Süßmäuler reichen die kleinen Gourmet-Köche Kadayif, einen schmackhaften Auflauf mit Rosinen und Fadennudeln. Alle Rezepte haben sich die Schülerinnen und Schüler selbst aus dem Internet herausgesucht. Überhaupt: „Das ist auch alles ganz neu für uns und mal was anderes“, meint Celine. „Schmeckt“, sagt Vivien. Aber als Beruf komme die Kocherei für beide später wohl nicht in Frage. Schmuckdesignerin möchte die eine werden, die andere dagegen stehe ohnehin nicht gern am Herd.

Ägypten ohne Hieroglyphen ist wie das antike Rom ohne Marmor. Und so drehte sich schließlich bei Herrn Rusch alles rund ums Thema Schreibkunst. „Das Wort Hieroglyph kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie heilige Gravur“, sagt Melina und fährt fort: „Es handelt sich dabei um eine Bildsprache, die wie unsere heutigen Piktogramme funktioniert. Dieselben Hieroglyphen in unterschiedlicher Kombination können etwas ganz anderes bedeuten. Ich finde das sehr spannend.“ Wie einstmals die Priester der Pharaonen setzen sich auch unsere Schreiberlinge mit dieser Bildsprache auseinander und kreierten etliche kleine Kunstwerke und sogar ganze Texte.

Höhepunkt und Abschluss der Projektwoche bildeten schließlich am Freitag die Marktpräsentationen. Umrahmt von einer Galerie aus in den Gruppen entwickelten Plakaten, stellten die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer produktiven Arbeit vor: Ob Totenmasken, Pyramidennachbauten aus knapp 500 Stück Würfelzucker – kaum etwas, was man über das alte Ägypten wissen sollte, blieb in den Kurzvorträgen unbeleuchtet. Dem interessierten Publikum, bestehend aus Schülern, Lehrern und Eltern wurden jedoch vor dem Hintergrund altägyptischer Klänge nicht nur der ein oder andere Augenschmaus geboten – das große Finale bildete schließlich ein Büffet, angefüllt mit allerhand lukullischen Spezereien aus dem Land der Pharaonen. „Wir hatten sehr viel Spaß in dieser Woche“, erzählt die in weiß-blaue Gewänder gehüllte Kim, während sie sich noch ein Schälchen Couscous von der Theke holt. Gleich daneben probiert Geschichtslehrerin Marion Hacker ein Grießbrot mit Joghurtdip. „Unsere Schülerinnen und Schüler profitieren von unseren Projektwochen auf vielfältige Weise“, informiert die  Lehrerin. „Zum einen leben wir an unserer Schule das fächerübergreifende Lernen, zum anderen vermitteln wir auch Sozialkompetenzen. Das Gemeinschaftsgefühl wird bei uns großgeschrieben.“ Das stimmt“, wirft Lennard ein, der dazukommt und eben noch Englischlehrer Rusch von den Katarakten des Nils einige Fragen beantwortet hatte. „Bei uns an der Schule steht niemand alleine da, alle halten zusammen,“ erzählt der Schüler der sechsten Klasse nicht ganz ohne Stolz.

Fotoserien

Auf den Spuren der Pharaonen (MO, 14. März 2016)

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mo, 14. März 2016

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